Re: Dummer Gästebuch-Eintrag - sorry, das passt hier ja überhaupt nicht rein


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Abgeschickt von andrea am 25 Oktober, 2007 um 14:06:46:

Antwort auf: Re: Dummer Gästebuch-Eintrag - sorry, das passt hier ja überhaupt nicht rein von Anne am 25 Oktober, 2007 um 10:53:47:

Guten Morgen Anne,

heute bist du aber spät dran...*lach


Was die Definition Ansprechpartner betrifft, so stelle ich wesentlich geringere Ansprüche an diesen Begriff. Ich bin _immer_ Ansprechpartner: Sobald jemand vor mir steht und mich anspricht, sei es draußen vor der Tür oder in der virtuellen Welt des Internets.
Das geht vom schlichten "ich komm nicht ans oberste/unterste Regal", "Können Sie mir sagen, wo..." über Situationen in der Ubahn, wo jemand umfällt und ich danebenstehe und einfach im Reflex zupacke oder auf der Arbeit, wo ich dauernd angesprochen werde und permanent ansprechbar zu sein habe, bis hin zum allgemeinen "Hallo, ist da wer?" in den Foren und Chats, wo ich namentlich registriert bin und sozusagen Gastgeberfunktionen übernehme. Ansprechpartner sein heißt für mich, meine Grenzen zu kennen, innerhalb derer ich mich sicher bewege und ich weiß, wovon ich spreche.
Nicht immer ist es der Tip, den der andere will und braucht. Manchmal ist es die Anteilnahme, das Zuhören, das Anschauen, das kleine Lächeln. An manchen Tagen habe ich das GEfühl, unsichtbar zu sein: in der Ubahn, im Penny, auf der Straße. Hast du mal versucht, wie lange du durch Berlin unterwegs sein kannst, ohne ein einziges Wort sprechen zu müssen? Nicht mal an der Kasse im Supermarkt mußt du reden. Das tun die Omis, wenn sie mit zittrigen Fingern ihr Kleingeld zusammenklauben und dabei fortwährend reden. Sie suchen die Augen der Kassiererin und gucken nach dem Hintermann. Und sie werden immer kleiner, weil keiner antwortet. Sie sind aus der Rolle gefallen, sie sind nicht effektiv, sie handeln aus einem Bedürfnis heraus, für das keiner Zeit hat. Weil die Leute in der Schlange etwas zu tun haben und dieses Warten sie davon abhält, effektiv zu sein. Da wartet eine Familie, eine Verabredung, eine Arbeitsstelle. Die alte Frau hat nichts dergleichen. Sie hat nur ihren täglichen Einkauf. Oder den Arztbesuch.
Ich habe manche dieser Frauen angesprochen, den Faden aufgenommen, während ich meinen Einkauf verstaute. Weil ich mich für die Wortlosigkeit der Kassiererin schämte, weil mir der ausweichende Blick des Hintermanns peinlich war, weil mir das Seufzen und Murmeln und Stöhnen der Umstehenden durch Mark und Bein ging, und die alte Frau in mir den Eindruck hinterließ, sie hätte nun was ganz Schlimmes gemacht und müsse nun unbekannt verziehen. Manche zeigten dann richtige Furcht, weil sie damit nichts anfangen konnten, angesprochen zu werden. Sie schienen einen Falle zu wittern. Aber ein paar plauderten mit mir, ein paar heitere Worte, ein bißchen Geflachse und wir konnten uns gegenseitig noch einen schönen Tag wünschen.
In 80% der Fälle genügt mein Wissen und Können.

Die verbleibenden 20% erfordern Fingerspitzengefühl. In manchen Situationen wäre es lebensgefährlich - Wenn einer in der Spree am Ertrinken ist, hüpfe ich nicht hinterher. Da krakeele ich solange, bis jemand mit dem Handy die Feuerwehr beiholt. Fuchtelt jemand mit einem Messer herum, springe ich aus dem Weg. Strahlt jemand etwas Durchgeknalltes aus, versuche ich, unsichtbar zu sein.

Im Internet halte ich es so: will eine/r jaulen? Will eine/r meckern? Will eine/r getröstet sein? Will eine/r recht haben? Will eine/r verharren im Elend? Will eine/r bekehren, missionieren und abstruse Weltbilder verkaufen?
Das weckt in mir keine Wärme, kein Interesse, kein Lächeln. Da bleib ich stumm und ziehe weiter.
Wie du so schön und treffend bemerkt hast - es macht wenig Sinn, zur Zielscheibe zu werden.

lieben Gruß,
andrea

ps: mich freuts, daß die Spanische Affaire mit den deutschen Mittelgebirgswelten gut zu Ende ging *strahl





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