Ouija-Brett (ja schon wieder) / Carpenter-Effekt


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Abgeschickt von Lilith am 12 Juni, 2001 um 03:22:53

Hallo,
ich habe die Tage im Internet eine schöne Erklärung zum Gläserrücken & Co. gefunden.
Ich kopier es mal hier rein: (falls man es auf der Originalseite mal verschieben sollte):

"Gläserrücken"
Hintergrundinformationen

Warum das Glas rückt, das Tischchen schreibt oder das Pendel schwingt, wurde schon 1852 beschrieben. Das Stichwort heisst "Carpenter-Effekt". Dieser trägt dazu bei,
dass sich das Glas wie von Geisterhand von Buchstabe zu Buchstabe bewegt: Für das Gläserrücken wird ein leichtes Glas benötigt, das umgekehrt auf einem möglichst
glatten Tisch steht. Es geht darum, die Reibung gering zu halten, damit schon ein Minimum an Kraft auf das Glas wirkt. Auf den Boden des Glases werden die Finger
gelegt, ganz leicht, ohne zu drücken. Aber allein dadurch, dass die Finger auf dem Glas liegen und eben nicht darüber schweben, üben sie Kräfte auf das Glas aus. Da
niemand seinen Finger absolut ruhig halten kann und mit der Zeit die Arme immer schwerer werden, werden die Kräfte noch stärker. Diese Kräfte zusammen bewegen das
Glas.

Die Kräfte der einzelnen Finger addieren sich zu einer Gesamtkraft, deren Richtung sich aus den Richtungen der einzelnen Kräfte ergibt. Bei mehreren Fingern, die alle
verschieden stark auf das Glas wirken, wird das Ganze komplizierter. Auf jeden Fall ergibt sich immer eine Gesamtkraft in eine Richtung, in die keiner der Finger zeigt.
Daher entsteht das Gefühl, das Glas würde von einer Kraft geführt, die von außen kommt. Tatsächlich sind es aber die Finger, die das Glas bewegen. Das Spannende ist,
dass das Glas dabei sinnvolle Antworten gibt.

Auch wenn die Gläserrücker meinen, nicht an dem Glas zu rücken, so sind sie doch unbewusst in der Lage, das oben beschriebene komplexe System der sich
addierenden Kräfte zu beherrschen. Es dauert immer eine Weile, bis die Spiritisten das gelernt haben, deswegen bewegt sich das Glas zu Beginn einer spiritistischen
Sitzung meist langsam und ist nicht besonders auskunftsfreudig, steigert sich aber mit der Zeit recht eindrucksvoll.

dass viele Gläserrücker meinen, das Glas würde durch ihre Gedanken bewegt, geht in die richtige Richtung. Carpenter stellte fest, dass jede Vorstellung, die wir uns von
einer Bewegung machen, auch zu einem Antrieb zur Ausführung dieser Bewegung führt. Wer einen hohen Turm sieht, blickt automatisch nach oben, und wenn er sich
später den Turm vorstellt, hebt er dabei kaum merklich die Augenlider. Kinder, die einen dicken Menschen beschreiben, zeigen dabei automatisch mit den Händen, was sie
beschreiben. Neurologen konnten nachweisen, dass bei der Vorstellung einer Bewegung in den betreffenden Muskeln Aktionsströme auftreten. Wer denkt, bewegt sich also
immer ein kleines bisschen dabei, und zwar entsprechend seiner Gedanken.

Beim Gläserrücken schafft es das menschliche Hirn, diese Bewegungen auch auf einer abstrakten Ebene zu koordinieren, denn die Gläserrücker vollführen nicht
irgendwelche Gesten, sondern verknüpfen Zeichen, Buchstaben zu sinnvollen Zeichenketten, also Wörtern und ganzen Sätzen. Hinzu kommt, dass das menschliche Hirn
beim Gläserrücken offensichtlich nicht nur in der Lage ist, auf bewusstes Wissen zurückzugreifen, sondern auch Informationen aus tieferen Schichten mit dem Glas zu
artikulieren. So kommt es zu "Auskünften" des Glases, die angeblich den Gläserrückern völlig unbekannt sind. Eine Spiritistin kann sich zum Beispiel beim besten Willen
nicht an das Geburtsdatum ihrer großmutter erinnern, irgendwann hat sie das Datum aber mal gehört und das rückende Glas bringt es jetzt aus ihrem Hirn zutage.

Das rückende Glas ist ein verblüffend simples Gerät, um tiefere Ebenen der menschlichen Psyche anzuzapfen. Hinzu kommen noch gruppendynamische Prozesse, die
zum Beispiel dafür verantwortlich sind, dass ein Spiritisten-Zirkel sich unbewusst auf den einen Geisternamen wie "Hubert" einigt, ein anderer mit einem vermeintlichen
Geist namens "E666" in Kontakt tritt.

Diese Erklärung gilt fast genauso für das Tischchenrücken und auf ähnliche Weise für das Pendeln. Die Erklärung nach dem "Carpenter-Effekt" ist vielleicht nicht so
eingängig, wie die Annahme der Existenz von Geistern und vielleicht muss man sie auch zweimal lesen und vielleicht bleiben dann dennoch ein paar Fragezeichen.

Das eigentlich Merkwürdige am "Carpenter-Effekt" aber ist, wie wenig er bekannt ist. Seit über hundert Jahren sind die wichtigsten spiritistischen Praktiken mit Physik und
Psychologie zu erklären und dennoch geht ein großer Teil der Bevölkerung davon aus, dass entweder Geister ihre Finger im Spiel haben oder sonstige übersinnliche Kräfte
wirksam sind.




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