Aggression

In der ursprünglichen Bedeutung des Wortes heißt aggressiv sein: auf ein Ziel losgehen, ohne zu zögern, ohne Zweifel oder Furcht (aggredere, lat. = auf etwas zugehen). Eine angemessene Aggression bildet die Grundlage für Selbstvertrauen und Selbstachtung. Solche positive Aggression beinhaltet Eingeninitiative, Zielstrebigkeit, Erfolgsstreben und Durchsetzungsvermögen. Das sind durchaus alles Eigenschaften, die für eine Beziehung förderlich sein können, solange die angemessenen aggressiven Energien nicht gegen den Partner gerichtet werden, sondern dazu dienen, gemeinsame Interessen gegen Dritte Personen oder Institutionen durchzusetzen.

Bei der interpersonalen Aggression ist selten nur einer verantwortlich und die andere Partei schuldlos. Meist haben beide Partner Anteil an der aggressiven Eskalation, die nicht selten sogar zu Tätlichkeiten führt. Anlässe sind oft nur Kleinigkeiten, die dann in einer angespannten Atmosphäre aufgeschaukelt werden.

Ursachen für aggressive Ausbrüche können Mißverständnisse, berufliche Schwierigkeiten, Langeweile oder eine allgemeine geringe Frustrationstoleranz sein. Entscheidend für den Verlauf der Auseinandersetzung ist die Art der Kommunikation.

Kommunikationsbeispiel:
A wirft B Unordnung vor.
B beschuldigt A, zuviel getrunken zu haben.
A meint, B werde unsachlich.
B wirft A vor, daß er ausweiche.
A verbittet sich, von B angeschrien zu werden.
B lacht A aus.

Bezeichnend für eine solche Auseinandersetzung ist die Unsachlichkeit und die inhaltliche Nebensächlichkeit. Jeder wirft dem anderen Dinge vor, die ihn schon lange ärgern. Die Form der Unterhaltung wird immer aggressiver, was sich auch durch die zunehmnde Lautstärke ausdrücken kann.

Wenn keiner bereit ist, seinen eigenen Standpunkt zu überdenken und seinem Partner nicht einmal mehr zuhören kann, dann ist ein Ende nicht abzusehen. Es ist sinnlos, darauf zu warten, daß der andere einlenkt, wenn man selbst dazu nicht bereit ist. Einer muß den Anfang machen und eine weitere Eskalation verhindern, auch wenn er im Moment glaubt, daß ein Nachgeben als Schwäche ausgelegt werden könnte.

Zu einem späteren Zeitpunkt kann es nützlich sein, sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, wie solch ein Aggressionsausbruch entstehen konnte. Dabei ist es unwichtig, wer angefangen hat.


(von Manfred Saniter)

 

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