Anpassung

Anpassung bedeutet nicht etwa das Erlernen vollkommen neuer Verhaltensweisen, sondern mehr eine "Antwort" mir jeweils passenden Wesenszügen, die man schon besitzt.

Für jede Paarbeziehung ist immer nur ein ganz bestimmter Ausschnitt der Gesamtpersönlichkeit relevant. Man erlebt und verhält sich, je nachdem mit welchem Partner man zusammen ist, oft sehr unterschiedlich. Die gleiche Person kann sich z.B. dem Parnter A gegenüber minderwertig und gehemmt fühlen, dem Partner B hingegen überlegen.

Jede Partnerwahl ist ein gegenseitiges Abtasten auf Ansprechbarkeiten. Der Prozeß beginnt schon bei der ersten Kontaktaufnahme. Während man sich über vordergründige banale Dinge unterhält, versucht man schon herauszufinden, ob man zueinander paßt.

Dabei findet ein Anpassungsprozeß statt. Man filtert Gemeinsamkeiten heraus und überprüft (oft unbewußt), wie zahlreich die konfliktfreien gemeinsamen Persönlichkeitsbereiche sind. Entscheidend für eine Paarbildung ist es, ob man sich von seinem Partner in seiner Selbstdefinition akzeptiert und bestärkt fühlt. Der Partner soll einen also ähnlich der eigenen Idealvorstellung einschätzen.

Wie ist nun zu erklären, daß man oft den Eindruck hat, daß sich viele Paare in bezug auf ihre Persönlichkeit im Laufe der Jahre angleichen? Es ist einsichtig, daß man, je länger man zusammenlebt, seinen Partner immer besser kennenlernt. Man weiß nach einiger Zeit, welche eigenen Persönlichkeitszüge für ein angestrebtes optimales Verhältnis förderlich sind und welche weniger. Die Wesenszüge, die einer Harmonie abträglich sind, wird man vermeiden, um einem Streit aus dem Wege zu gehen.

Allerdings besteht die Gefahr, daß man sich dabei in seinen eigenen Bedürnissen zu sehr einschränkt. Eine Anpassung auf Kosten des Selbstwertgefühls garantiert keine harmonische Beziehung. Die Einsicht, daß der Partner auch Persönlichkeitsbereiche besitzt, die einem nicht passen, ist für eine tolerante Partnerschaft Voraussetzung. Man muß die ganze Persönlichkeit akzeptieren, sich aber nicht bedingungslos anpassen.

SEXUALTÄT UND ANPASSUNG

Junge Menschen glauben oft, daß - wenn man sich nur richtig liebt - es auch mit der Sexualität klappen wird. Nicht selten erlebt man aber auf diesem Gebiet eine Enttäuschung. Zu einem erfüllten Sexualleben gehört auch Anpassung an den Partner. Daß heißt, daß man sich bemühen sollte, die Wünsche des anderen zu erfahren und sie nach Möglichkeit zu erfüllen. Genauso wichtig ist es, daß man seine eigene Vorstellung verbal oder nonverbal seinem Partner mitteilt. Der sexuelle Anpassungsprozeß zweier Personen kann oft jahrelang dauern. Dabei spielen frühere sexuelle Erfahrungen und Gewohnheiten eine wichtige Rolle.

Viele sexuelle Störungen in Paarbeziehungen haben ihre Ursache darin, daß man es ver- oder noch nie gelernt hat, über sexuelle Bedürfnisse zu reden.


(von Manfred Saniter)

 

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