Beziehungsänderungen

In jeder Zweierbeziehung findet ein Prozeß der gemeinsamen Gestaltung von Regeln für das Zusammenleben statt. Dabei werden für die verschiedenen Lebensbereiche bestimmte Beziehungsformen definiert, die einem ständigen Änderungsprozeß unterliegen können.

Für das Verständnis von Beziehungsänderungen ist es wichtig, einige Kenntnisse über Beziehungsstrukturen zu haben.

Zwei Arten von Beziehungen sind möglich: Entweder ist eine Beziehung symmetrisch oder aber sie ist komplementär (ergänzend). Der erste Fall ist dann gegeben, wenn zum Beispiel in einer Paarbeziehung beide Teile das gleiche Mitspracherecht über das Haushaltsgeld haben. Eine komplementäre Beziehung liegt dann vor, wenn nur eine Person über das Haushaltsgeld bestimmt, weil sie damit besser umgehen kann.

Eine befriedigende Partnerschaft wird immer ein weitgefächertes, flexibles System von sowohl symmetrischen als auch komplementären Beziehungsarten entwickeln. Dabei sollte man keineswegs davon ausgehen, daß grundsätzlich die symmetrische Form für eine partnerschaftliche Verbindung positiver ist. In bestimmten Bereichen ist eine kopmplementäre Beziehung einfach sinnvoller. Zum Beispiel ist der Mann seiner Partnerin oft physisch überlegen und wird deshalb eher die schweren körperlichen Arbeiten übernehmen.

Daß Beziehungen einem ständigen Modifikationsprozeß unterliegen, kann durch die gemeinsame Entwicklung bedingt sein, aber auch oft durch äußere Faktoren wie durch einen Berufswechsel oder einen Unfall, nach dem ein Partner für einige Zeit auf die Hilfe des anderen angewiesen ist.

Eine bedeutende Beziehungsveränderung stellt in vielen Fällen die Eheschließung dar. Die durch das Gesetzt dokumentierte Verbindung bewirkt unter anderem, daß es einem weniger leicht gemacht wird, bei auftretenden Konflikten einfach auseinanderzugehen. Die Ehe ist dann ein positiver Zwang, die Probleme gemeinsam durchzustehen.

Auf der anderen Seite können sich nach der Eheschließung auch störende Veränderungen ergeben. Nicht selten kommt es vor, daß man seinem Partner bis zur Trauung alle Fehler verzeiht, dann aber beginnt, ihn umzuerziehen, weil man sich durch die Institution Ehe "gedeckt" fühlt. Einschneidende Verhaltensänderungen zum Beispiel in Bezug auf gegenseitige Toleranz bilden immer eine bedenkliche Konfliktgrundlage.

Um zu verhindern, daß man erst nach der Eheschließung merkt, welche Bedürfnisse und Erwartungen der Partner eigentlich hat, empfiehlt es sich, schon vorher gewisse Spielregeln aufzustellen, die dann die jeweiligen Beziehungsformen definieren. Wichtig ist auch, sich eingehend damit auseinanderzsuetzen, welche Bedeutung diese Bindung für beide Teile hat und mit welchen Vorstellungen für die Zukunft sie verknüpft ist.


(von Manfred Saniter)

 

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