Eifersucht

Kein einzelner Mensch kann alle Bedürfnisse des Partners befriedigen. Der Kontakt zu mehreren Personen ist natürlich und für das eigene Selbstbewußtsein unerläßlich. Eine Isolation zu zweit wird sich nach einiger Zeit gefühlsmaßig erschöpfen und beiden zur Last werden. Deshalb ist es wichitg, daß man die Beziehungen zu gemeinsamen Freunden und zum eigenen Bekanntenkreis nicht abbrechen läßt.

Enge Kontakte zum Freundeskreis können wiederum zur Belastungsprobe einer Beziehung werden: wenn sich ein Partner zurückgesetzt fühlt und auf die Freundschaftsbeziehung des anderen eifersüchtig reagiert. Oft ist es dann gerade diese Eifersuchtsreaktion, die dem Partner den Rückweg verbaut und ihn durch "erpresserische" Forderungen nach "Treue" noch weiter hinaustreibt. Die Trennungsängste, die sich in einem kontrollierenden, eifersüchtigen Verhalten ausdrücken, bewirken meistens eine Stabilisierung der Beziehung zu der Drittperson.

Verbindungen mit Eifersuchts-Untreue-Problemen zeichnen sich durch eine Polarisierung des Partnerverhaltens aus: der eine Teil strebt nach Autonomie und gibt sich progressiv-verändernd, der andere übernimmt die Rolle des konservativ Bewahrenden.

In einer solchen Beziehung verwirklicht einer die Emanzipationswünsche und verdrängt die eigenen Trennungsänste, indem er sie auf seinen Partner "überträgt". Der andere zeigt seine Trennungsängste in Form von Eifersucht und "überträgt" die eigenen Untreuephantasien oder Emanzipationswünsche auf seinen Partner. Wenn ein Partner sich gegen diese "Verteilung" wehrt, dann kann das Schema umkippen.

Die einzige Lösung dieses Eifersuchts-Dilemmas: beide Partner sollten lernen, daß eine Beziehung nicht auseinanderfallen muß, wenn jeder gewisse autonome Bereiche wahrt und Einzelinitiativen entfaltet.


(von Manfred Saniter)

 

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