Manipulation

"Man kann sich schwer vorstellen, wie irgendein Verhalten in Gegenwart eines anderen ohne Wirkung auf das Wesen der Beziehung zwischen diesen beiden Menschen bleiben könnte und wie es sich daher vermeiden ließe, den anderen zu beeinflussen" (Paul Watzlawik und andere: Lüsungen, H.Huber)

Dieser Satz umschreibt sehr klar das Wesentliche des Begriffs Manipulation. Für jede Zweierbeziehung gilt also: Man wird 1. ständig selbst manipuliert und 2. man manipuliert seinen Partner ebenfalls fortwährend. Jeder ist zugleich Manipulierter und Manipulator.

Manipulation kommt in allen Lebensbereichen vor. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Werbung, die das Konsumverhalten des Käufers beeinflußt.

Sie kann mit offenen Informationen arbeiten, aber auch mit versteckten Appellen, wie zum Beispiel an die "Männlichkeit" des Rauchers.

Das Problem der offenen oder versteckten Beeinflussung tritt auch in jeder Partnerschaft auf. Beide Techniken können sich positiv auf die Beziehung auswirken, wenn man darauf achtet, daß die persönliche Freiheit des anderen nicht eingeschränkt wird. Zu subtile, bewußt zweckgebundene Manipulationen können angstauslösend wirken. Fühlt sich der Partner durch für ihn undurchsichtige Handlungen verunsichert, kommt es zu aggressiven Gegenreaktionen oder zum gefühlsmäßigen Rückzug.

Allein schon die Gegenwart des Partners wirkt sich verändernd auf das Verhalten des anderen aus. Man kann sich durch die liebevolle Ausstrahlung geborgen fühlen, oder aber auch verunsichert durch eine vermeintliche Überlegenheit. Die Wirkung der Beeinflussung hängt immer vom Vertrauen und vom Selbstwertgefühl des Partners ab.

Es lassen sich drei Hauptbeeinflussungstechniken unterscheiden.

  1. Die positive Verstärkung - z.B. ein Lob oder ein Geschenk.
  2. Die negative Verstärkung - z.B. ein Tadel, Entzug der Zuwendung oder Schweigen (s. Liebesentzug)
  3. Modellhandeln

Dadurch, daß man eine bestimmte Handlung vorführt, gibt man ein Modell zur Nachahmung.

Bei aller bewußten oder unbewußten Manipulation des Partners sollte man bedenken, daß schon die kleinste Äußerung auch eine bestimmte "Wirkung" hat. Untersuchungen haben gezeigt, daß ein gezielt angewandtes freundliches "ja" das Sprachverhalten des Partners, ohne daß er es bemerkt, entscheidend beeinflussen kann. Wurden zum Beispiel alle Pluralwörter des Gesprächspartners mit diesem freundlichen "Ja" belohnt, zeigte sich, daß die Häufigkeite der Pluralwörter schon nach kurzer Zeit signifikant anstieg.

Auch die "nicht-direktiven" Therapeuten, die für sich in Anspruch nehmen, den Klienten nie zu manipulieren, verändern das Sprachverhalten des Klienten in Wirklichkeit erheblich. Sie verbalisieren "lediglich" seine Gefühlsinhalte und ereichen so, daß er vermehrt über Gefühle spricht.


(von Manfred Saniter)

 

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