Selbstbewußtsein

"Erfolgreiche Menschen sind selbstsicher in ihrem Auftreten. In einer Partnerschaft übernehmen sie meistens die dominante Rolle."

"Wer sich dagegen ständig selbst in Frage stellt, ist unsicher, ist eine schwache Persönlichkeit und läßt sich in einer Zweierbeziehung leicht unterdrücken."

Solche Stereotype sind weit verbreitet und werden unreflektiert übernommen. Ist aber jeder selbstsichere Mensch sich auch seiner selbst bewußt?

Im deutschen Sprachgebrauch bedeutet Selbstbewußtsein soviel wie: Stolz auf die eigene Person, auf die eigenen Fähigkeiten, also Selbstsicherheit.

Ursprünglich ist aber das Bewußtsein seiner selbst die Fähigkeit, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Er nimmt sich als getrennt von der Umwelt, von der Natur wahr und ist doch ein Teil von ihr.

In seinem Buch: "Anatomie der menschlichen Destruktivität" sagt Erich Fromm: "Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das nicht nur Objekte kennt, sondern das auch weiß, daß es sie kennt. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das nicht nur eine instrumentale Intelligenz, sondern Vernunft besitzt, die Fähigkeit, seinen Verstand dazu zu benutzen, objektiv zu verstehen - das heißt, das Wesen der Dinge, wie sie an und für sich sind und nicht nur als Mittel zu seiner Befriedigung zu erkennen. Mit diesem Bewußtsein seiner selbst und mit seiner Vernunft begabt, ist sich der Mensch seiner Getrenntheit von der Natur und von anderen Menschen bewußt."

Der amerikanische Psychotherapeut Carl Rogers entwickelte eine Gesprächspsychotherapie, daß die offene Selbstexploration, die ein sensibilisiertes Selbstbewußtsein (s. Sensibilität) voraussetzt, nicht nur in therapeutischen Gesprächen förderlich ist. Für ihn ist sie Bestandteil jeglicher zwischenmenschlicher Kommunikation.


(von Manfred Saniter)

 

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