Frustration

Als Frustration (frustra, lat. vergeblich) bezeichent man Entbehrungs- oder Versagungserlebnisse. Wird eine zielorientierte Handlung durch eine Barriere gestoppt, bevor in der Zielregion der "Konsum" möglich war, dann tritt eine Frustration ein.

Ein Beispiel: man gibt seinem Partner durch Streicheln und Küssen zu verstehen, daß man gerne mit ihm schlafen würde. Nach einiger Zeit nimmt dieser aber eine abwehrende Haltung ein und erklärt mit Bestimmtheit, daß er heute keine Lust habe. Man ist frustriert, weil das angestrebte Ziel (der Koitus) trotz "Vorleistungen" (Zärtlichkeiten) nicht erreicht wurde.

Die Folgen eines solchen Versagungserlebnisses können zunächst unreflektierte Gefühle der Spannung, des Unbehagens, der Unruhe, der Unzufriedenheit, des Ärgers, des Zorns, der Wut oder später einer resignierenden Enttäuschung (s. Enttäuschung) sein.

Bei diesen Gefühlsreaktionen handelt es sich um eine natürliche psychische Antwort auf Frustrationserlebnisse.

Der Grad der Ausgeprägtheit (Intensität) der Empfindungen hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Der Stärke der Bedürfnisse
  2. Der Zielnähe
  3. Wieweit dem Partner eine bewußt beabsichtigte Versagung der eigenen Bedürfnisse unterstellt werden kann
  4. Ob man von falschen Vorstellungen ausgegangen ist (zum Beispiel: man setzte eine nicht vorhandene Bereitschaft voraus).

Auf eine Frustration können, müssen aber nicht unbedingt, Aggressionen folgen (Frustrations-Aggressions-Theorie) (s. Aggression).

Wie und wie stark sich Frustrationen durch Affekte bemerkbar machen, hängt auch von der eigenen Frustrationstoleranz ab. Wer in seiner Kindheit und Jugend nicht gelernt hat, auch Versagungen und Enttäuschungen zu ertragen, wenn immer alle Bedürfnisse optimal erfüllt wurden, der wird schon bei den kleinsten Frustrationserlebnissen überheftig (zum Beispiel mit Aggression) reagieren. Starke Affekte blockieren aber die Fähigkiet, alternative Lösungsmöglichkeiten zu finden.

In jeder Partnerschaft wird es immer wieder zu Versagungserlebnissen für beide Seiten kommen. Dabei ist die traditionelle, nicht gleichberechtigte Beziehung mit fest verteilten Rollen eher von Frustrationen bedroht als eine tolerante, partnerschafltiche Verbindung mit weniger absoluten Besitzansprüchen.

Gerade unterschiedliche Meinungen und Einstellungen, die eine gegenseitige Wunscherfüllung ausschließen, zwingen, partnerschaftliche Gemeinsamkeiten zu erarbeiten.

Konflikte, die nach anfänglichen Frustrationserfahrungen gemeinsam gelöst werden, stärken die Wir-Identität, das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst. Die Beziehung wird so überprüft und auf ihre Tragfähigkeit getestet und bestätigt. So gesehen erlangen konfliktbedingte Frustrationserlebnisse auch eine beziehungsförderliche Bedeutung.


(von Manfred Saniter)

 

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